KRIEG IM NAHEN OSTEN: "Feind versteht nur Gewalt!" Jetzt startet nächste Phase im Kampf gegen Hamas
Nach den Einsätzen im größten Krankenhaus des Gazastreifens scheint Israels Militär vor dem Abschluss seiner Übernahme des nördlichen Teils des Küstengebiets zu stehen - jener Region, die es als Hauptquartier der regierenden Hamas beschrieben hat. Nun richtet sich der Blick nach Süden.
Aber Israel wird sich dort auf größere Herausforderungen gefasst machen müssen. Die internationale Geduld für eine langwierige Invasion lässt nach, und angesichts von fast zwei Millionen vertriebenen Zivilisten, die im Süden Zuflucht gesucht haben, könnte eine umfassende militärische Offensive eine neue humanitäre Katastrophe im kalten, nassen Winter auslösen.
Ein Ausblick auf das, was bevorstehen könnte.
ZWEI PHASEN
Israel hat sich im Krieg gegen die Hamas nach deren Terrorangriff vom 7. Oktober zwei Ziele gesetzt: eine Heimkehr aller von den Militanten verschleppten rund 240 Geiseln und die Zerschlagung der Militär- und Regierungskapazitäten der Hamas.
In der ersten Phase führte Israel Luftangriffe im Gazastreifen aus, die sich nach eigenen Angaben gegen militärische Einrichtungen der Gruppe richteten, viele davon inmitten von Wohngebieten. Vor etwa drei Wochen begann dann die zweite Phase - eine Bodenoperation mit dem Ziel, die militärischen Fähigkeiten der Hamas im nördlichen Gaza auszuschalten, darunter ein Netz von Tunneln zum Bewegen von Truppen und Ausrüstung.
Hauptfokus war dabei die dicht bevölkerte Stadt Gaza, Israel zufolge der Ort mit den wichtigsten militärischen Kapazitäten der Hamas. Nach der Einnahme von Einrichtungen wie dem früheren Parlamentsgebäude und Polizeihauptquartier sowie einem Flüchtlingslager am Stadtrand drangen Truppen in der Nacht zum Mittwoch in das Schifa-Krankenhaus ein, die größte Klinik im Gazastreifen, und führten dort nach eigenen Angaben eine «präzise» Operation durch - zu einer Zeit, in der dort Hunderte Patienten in ernstem Zustand behandelt wurden.
Israel wies palästinensische Vorwürfe zurück, die Patienten gefährdet zu haben. Nach seine Angaben hat die Hamas wichtige Kommandozentren in der Klinik verborgen, und am Mittwoch zeigte das Militär eine Sammlung von Waffen und anderer Ausrüstung, die man dort gefunden habe. Aber es wurden keine Beweise für die Existenz von Bunkern oder hoch entwickelten Kommandozentren vorgelegt.
Israels Führung äußerte sich zufrieden über den Fortgang der Einsätze, die aber einen hohen Preis hatten. Das von der Hamas betriebene Gesundheitsministerium spricht von bislang mehr als 11 200 getöteten Palästinensern. Tausende Häuser wurden zerstört, und Hunderttausende Menschen flohen in den Süden, wo sie unter erbärmlichen Bedingungen leben. Auf israelischer Seite kamen nach offiziellen Angaben 46 Soldaten bei der Bodenoffensive ums Leben.
Israel hat gesagt, dass palästinensische Zivilisten im Süden Gazas sicherer seien, aber auch dort wiederholt Luftangriffe geflogen. Das alles könnte sich verschlimmern, wenn sich sein Fokus jetzt auf diese Region konzentriert.
WARUM DER SÜDEN?
Die israelische Führung hat sich weitgehend über internationale Sorge angesichts der wachsenden Zahl von Toten und der humanitären Katastrophe in Gaza hinweggesetzt - und angekündigt weiterzumachen, bis die Hamas zerstört ist. Das bedeutet einen Vorstoß in den Süden, wo die Infrastruktur der Terrorgruppe Vermutungen zufolge intakt ist. Die Regierung hat auch den Verdacht, dass sich die Topkommandeure der Gruppe dort versteckt halten könnten.
«Es gibt keinen Ort in Gaza, den wir nicht erreichen werden», sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch vor Soldaten. «Es gibt keine Verstecke, keinen Unterschlupf, keinen Zufluchtsort für die Hamas-Mörder.» Ein Abbruch der Einsätze zum jetzigen Zeitpunkt sei keine Option, sagte auch Amir Awiwi, früher Vizekommandeur der Gaza-Division der Armee. «Du kannst die Hamas nicht wirklich zerstören, ohne den ganzen Gazastreifen einzunehmen.»
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